30 Jahre und kein bisschen heiser - aus gesung'nen Noten viel gelernt...

Ganz bescheiden haben wir vor gut 30 Jahren angefangen. Mit Weihnachtsliedern in der kleinen Irschenhauser Dorfkirche. Unter einem Chorleiter, der gerade das Abitur gemacht hatte. Sein Berufswunsch: Dirigent. Wir standen am Anfang unseres Chor-Daseins, er am Anfang seiner Karriere. So, wie Philipp Amelung sich entwickelte, so entwickelte sich das Vokal-Ensemble zu einem Klangkörper, dessen Repertoire immer anspruchsvoller wurde. Inzwischen spannt sich ein weiter musikalischer Bogen von der Renaissance bis zum 21. Jahrhundert, von A-capella bis zu großen und kleinen Messen, Oratorien und Opern. Als Philipp Amelung 13 Jahre später Icking verließ, hinterließ er einen Chor, der sich unter ihm zu einem bedeutendem Faktor im Kulturleben der Gemeinde Icking und darüber hinaus entwickelt hat.
Wir erfreuen uns einer treuen Zuhörerschaft – das ist uns ein steter Ansporn.
Wir sind stolz, dass wir ein Sprungbrett für Karrieren sind.
Philipp Amelung ging zunächst nach Leipzig, wo er unter anderem das Leipziger Vocalensemble leitete – ein Chor, der knapp 20 Jahre vor unserem Vokal-Ensemble aus ehemaligen Thomanern entstand und der in der Leipziger Thomaskirche in das Motetten- und Kantatenprogramm Johann Sebastian Bachs eingebunden ist. Es folgte der Ruf nach Tübingen, Philipp Amelung wurde Universitätsmusikdirektor und damit ein Nachfolger Friedrich Silchers, des ersten Direktors.
Als Philipp Amelungs Nachfolgerin wählten wir Maria Benyumova, auch sie Studentin an der Münchener Musikhochschule. Sehr zielstrebig, sehr energisch baute sie auf dem auf, was er hinterlassen hatte. Sie weiß es heute noch zu schätzen, dass sie mit uns zum ersten Mal große Oratorien wie Haydns „Schöpfung“, Bachs „Johannes-Passion“ und „Weihnachtsoratorium“ , den „Paulus“ von Mendelssohn realisieren konnte. Maria Benyumova aus dem sibirischen Krasnojarsk ließ uns die Schönheit der russischen Musik spüren. Gleich nach dem Ende ihres Studiums fing sie als Chordirektorin am Drei-Sparten-Theater Krefeld-Mönchengladbach an. 2023 wurde sie als eine von 12 DirigentInnen für das Carlos Miguel Prieto Conducting Fellowship ausgewählt.
Nach Maria Benyumovas Abschied gab es starke Bewerbungen um die Chorleitung. Wir haben uns für Peter Francesco entschieden. Warum? Weil, als er sich vorstellte, er die musikalischen Zusammenhänge eines Chors aus Bachs „Johannespassion“, die wir unter Maria Benyumova gerade gesungen hatten, wunderbar erklärte, und dann sagte, er habe das Werk noch nie aufgeführt. Er hatte sich also ganz intensiv mit dem Stück beschäftigt. Peter Marino ist nicht nur Dirigent. Er ist auch international ausgezeichneter Komponist. Man merkt ihm in jeder Probe an, dass er Klavier, Komposition und Orchesterleitung studiert hat. Was noch viel wichtiger ist: Er arbeitet ganz gezielt am Chorklang. Bringt uns bei, sehr genau aufeinander zu hören. Und wie schon bei seiner Vorstellung erklärt er in jeder Probe, wie was miteinander zusammenhängt. So haben wir unter anderem gelernt, dass der „Tristan-Akkord“ keine Erfindung Richard Wagners ist, sondern schon bei Bach vorkommt. Fazit nach jeder Probe: Ordentlich gesungen und ordentlich dazu gelernt.
In den bald 15 Jahren mit ihm hat er mit uns nicht nur die „klassischen“ Werke der Chormusik wie Bachs „Matthäus-Passion“ oder Haydns „Schöpfung“ einstudiert. Er hat uns behutsam an zeitgenössische Musik herangeführt. Unter großem Beifall haben wir seine Kompositionen aufgeführt. Und deshalb wird unseren treuen Zuhörern nicht nur Mendelssohns „Elias“ in Erinnerung sein, den wir im vergangenen Sommer in Wolfratshausen und in Heilig-Geist am Münchner Viktualienmarkt gesungen haben.
Wir pfeifen jetzt gern auf das Karriere-Sprungbrett und hoffen, Peter Francesco Marino noch lange unser Chef bleibt.
Übrigens: Die Noten in unserem Logo stammen aus Bachs Motette „Singet dem Herrn ein neues Lied“. Dies zu erkennen, ist nicht unbedingt Eingangsvoraussetzung für das Vokal-Ensemble. Wir freuen uns über jede und jeden, die Freude an der Musik, eine gute Stimme und ein paar musikalische Grundkenntnisse mitbringt.