Konzert vom 23.02.2025

Zu den Werken

Johann Michael Haydn – Te Deum MH 829

Johann Michael Haydn hat fünf Vertonungen des Te Deum geschrieben, das erste 1760 noch im Dienst des Bischofs von Großwardein im Südosten Ungarns (heute Oradea, Rumänien). Alle anderen entstanden in seiner Salzburger Zeit. Die beiden letzten waren Auftragswerke der kaiserlichen Familie für Familienfesttage. So bestellte Kaiserin Maria-Theresia 1801 ein Te Deum zu ihrem Namenstag, zwei Jahre später überraschte sie dann ihren Mann, Kaiser Franz II., zu seinem Namenstag mit Haydns letztem Te Deum, das heute die Werkbezeichnung MH 829 trägt.  Der Habsburger Franz II. war der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, nach dessen Ende herrschte er ab 1804 als Franz I. über das das Kaisertum Österreich.

Johann Michael Haydn – Vier Stücke für gemischten Chor a capella

Johann Michael Haydn komponierte Werke jeder Gattung. Als Hofkomponist und Konzertmeister des fürsterzbischöflichen Hofes widmete er natürlich den größten Teil seines schöpferischen Werkes der geistlichen Musik. Viele dieser geistlichen Werke komponierte er im stile antico oder neo-palestrinischen polyphonen Stil für a-capella-Gesang. Das Christus  factus est stammt noch aus seiner frühesten Schaffensperiode beim Bischof von Großwardein. Das Surgite sancti, das Sancti Dei und das Jesu Redemptor wurden anlässlich der Festlichkeiten zum 1200-jährigen Bestehen der Diözese Salzburg 1782  im Salzburger Dom vollendet.

Joseph Haydn – Sinfonie Nr.101 „Die Uhr“

Johann Michael Haydns fünf Jahre älterer Bruder Joseph komponierte diese Sinfonie im Rahmen seiner zweiten Englandreise. Sie ist in zwei Etappen entstanden: Der zweite bis vierte Satz noch in Wien, der erste Satz in England. Die Uraufführung fand am 3. März 1794 statt. Der Morning Chronicle berichtet nach der Uraufführung: „Nichts könnte origineller sein als das Thema des ersten Satzes; und hat er einmal ein treffliches Thema gefunden, kann niemand besser als Haydn unaufhörliche Mannigfaltigkeit daraus schöpfen, ohne auch nur einmal davon abzulassen. Die Gestaltung der Begleitung im Andante, obgleich höchst schlicht, war meisterhaft, und wir hörten nie zuvor einen reizvolleren Effekt als den des Trio im Menuett. – Es war Haydn, was könnte man, was bräuchte man mehr zu sagen?“ Der Beiname „Die Uhr“ stammt vom Wiener Verleger Johann Traeg, der 1798 eine Klavierfassung des Andante als „Rondo. Die Uhr“ herausbrachte.

Johann Michael Haydn – Requiem in c  MH 155

Das Requiem in c-moll komponierte Johann Michael Haydn zum Tode seines Dienstherren Fürsterzbischof Sigismund Graf Schrattenbach im Dezember 1771. Der Fürsterzbischof war ein großzügiger Förderer der Musik und hatte stets eine große Hofachtung für die künstlerischen Fähigkeiten seines Konzertmeisters gezeigt. Bei der Uraufführung wirkten sämtliche Mitglieder der Hofkapelle, unter ihnen auch Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart, mit.

Das c-moll-Requiem zählt zu seinen bedeutendsten geistlichen Werken. Es wurde in Salzburg oft ausgeführt. Teile daraus erklangen auch bei Johann Michael Haydns eigenem Seelenamt. Und bei den Trauerfeierlichkeiten für Joseph Haydn in Wien griff man auf die Totenmesse des jüngeren Bruders zurück. Und man kann sicher sein, dass Mozart, als er sein d-moll-Requiem komponierte, das c-moll-Requiem Johann Michael Haydns im Ohr hatte.

Vita Johann Michael Haydn

Er ist der fünf Jahre jüngere Bruder Joseph Haydns. Er wurde 1737 geboren, lebte und wirkte 43 Jahre in Salzburg. Er war mit und nach W. A. Mozart die führende Musikerpersönlichkeit am fürsterzbischöflichen Hof. Ein Meister der Kirchenmusik, ausgezeichnet durch Kompositionsaufträge europäischer Fürstenhöfe, Lehrer und Vorbild großer Musiker. Sein Leben fiel in eine Zeit politischer, gesellschaftlicher und musikalischer Umbrüche und Veränderungen. In einer zunehmend von den Ideen der Aufklärung bestimmten Welt erlebte er hautnah die Reformvorhaben Fürsterzbischofs Colloredo, die Auswirkungen der Französische Revolution, den Beginn der napoleonischen Ära und den Aufbruch der sich aus diesem Wandel formierenden neuen bürgerlichen Gesellschaft.

Johann Michael Haydns Opus ist umfangreich und vielgestaltig: Es umfasst 838 Werke in nahezu allen Musikgattungen seiner Zeit. Den Schwerpunkt bildet, anders als bei seinem Bruder Joseph und W. A. Mozart, die Kirchenmusik, mit der er zum Vorbild für eine ganze Generation von Musikern im süddeutsch-österreichischen Raum wurde.

Von besonderer Bedeutung sind die frühen Instrumentalwerke mit ihren originellen formalen Lösungen und fantasievollen Besetzungen, die großen Serenaden, die von Einfällen sprühenden musikdramatischen Werke für das Universitätstheater, das umfangreiche kirchenmusikalische Schaffen mit seinen traditionellen und progressiven Aspekten und im Bereich der Gesellschaftsmusik die innovativen Männerquartette, die den Weg für die großen Chor- und Männergesangsvereinigungen des 19. Jahrhunderts bereitet haben.

Großen Einfluss übte Johann Michael Haydn auf W. A. Mozart aus, der aus seiner Musik wichtige Anregungen und Ideen bezog. Zahlreiche Spuren in den Werken Mozarts offenbaren diese maßgebliche Inspiration.

Anders als Mozart hat sich Johann Michael Haydn in Salzburg zeitlebens wohl gefühlt. Diese tiefe innere Bindung führte dazu, dass er sich nie von Salzburg zu lösen vermochte, was auch Auswirkungen auf sein Werk zeitigte: Johann Michael Haydn verharrte bis an sein Lebensende in seiner Salzburger Welt und damit künstlerisch letztlich in den hier dominierenden Konventionen, die sich, wie auch die abwechslungsreiche Geschichte der Stadt, in seinem Leben und Werk widerspiegeln. Er steht damit in direktem Gegensatz zu W. A. Mozart, der durch  viele Reisen seinen Horizont erweiterte, wechselnde Eindrücke erhielt und Bekanntschaft machte mit den berühmtesten Musikern seiner Zeit sowie den neuesten Strömungen und Entwicklungen der Musik.

30 Jahre Jubiläum – Grußworte

30 Jahre und kein bisschen heiser – aus gesung’nen Noten viel gelernt…

Die Idee, einen Chor zu gründen, hatte die Ickinger Anwältin Traudl Bergau. Ganz bescheiden haben wir angefangen. Mit Weihnachtsliedern in der kleinen Irschenhauser Dorfkirche. Unter einem Chorleiter, der gerade das Abitur gemacht hatte. Sein Berufswunsch: Dirigent. Wir standen am Anfang unseres Chor-Daseins, er am Anfang seiner Karriere. So, wie Philipp Amelung sich entwickelte, so entwickelte sich das Vokal-Ensemble zu einem Klangkörper, dessen Repertoire immer anspruchsvoller wurde. Inzwischen spannt sich ein weiter musikalischer Bogen von der Renaissance bis zum 21. Jahrhundert, von a-capella bis zu großen und kleinen Messen, Oratorien und Opern. Als Philipp Amelung 13 Jahre später Icking verließ, hinterließ er einen Chor, der sich unter ihm zu einem bedeutenden Faktor im Kulturleben der Gemeinde Icking und darüber hinaus entwickelt hat. Unsere treue Zuhörerschaft ist uns ein steter Ansporn, und wir sind stolz, dass wir auch ein Sprungbrett für Karrieren sind.

Philipp Amelung ging zunächst nach Leipzig, wo er unter anderem das Leipziger Vocalensemble leitete – ein Chor, der knapp 20 Jahre vor unserem VokalEnsemble aus ehemaligen Thomanern entstand und der in der Leipziger Thomaskirche in das Motetten- und Kantatenprogramm Johann Sebastian Bachs eingebunden ist. Es folgte der Ruf nach Tübingen, Philipp wurde Universitätsmusikdirektor und damit ein Nachfolger Friedrich Silchers, des ersten Direktors.

Als Philipp Amelungs Nachfolgerin wählten wir Maria Benyumova, auch sie Studentin an der Münchener Musikhochschule. Sehr zielstrebig, sehr energisch baute sie auf dem auf, was er hinterlassen hatte. Sie weiß es heute noch zu schätzen, dass sie mit uns zum ersten Mal große Oratorien wie Haydns „Schöpfung“, Bachs „Johannes-Passion“, „Weihnachtsoratorium“ und den „Paulus“ von Mendelssohn realisieren konnte. Maria Benyumova aus dem sibirischen Krasnojarsk ließ uns die Schönheit der russischen Musik spüren. Gleich nach dem Ende ihres Studiums fing sie als Chordirektorin am Drei-Sparten-Theater Krefeld-Mönchengladbach an. Aktuell arbeitet sie an einem Gustav-Mahler-Zyklus mit der Jenaer Philharmonie und wird im Rahmen des Mentoring-Programms des Amerikanischen TAKI-Alsop-Fellowships gefördert, einem Programm zur Unterstützung und Vernetzung hochqualifizierter Dirigentinnen. Darüber hinaus wurde sie als eine von 12 DirigentInnen für das Carlos Miguel Prieto Conducting Fellowship 2023 ausgewählt.

Nach Maria Benyumovas Abschied gab es starke Bewerbungen um die Chorleitung. Wir haben uns für Peter Francesco entschieden. Warum? Weil, als er sich vorstellte, er die musikalischen Zusammenhänge eines Chors aus Bachs „Johannespassion“, die wir unter Maria Benyumova gerade gesungen hatten, wunderbar erklärte, und dann sagte, er habe das Werk noch nie aufgeführt. Er hatte sich also ganz intensiv mit dem Stück beschäftigt. Peter Marino ist nicht nur Dirigent. Er ist auch international ausgezeichneter Komponist. Man merkt ihm in jeder Probe an, dass er Klavier, Komposition und Orchesterleitung studiert hat. Was noch viel wichtiger ist: Er arbeitet ganz gezielt am Chorklang. Bringt uns bei, sehr genau aufeinander zu hören. Und wie schon bei seiner Vorstellung erklärt er in jeder Probe, wie was miteinander zusammenhängt. So haben wir unter anderem gelernt, dass der „Tristan-Akkord“ keine Erfindung Richard Wagners ist, sondern schon bei Bach vorkommt. Fazit nach jeder Probe: Ordentlich gesungen und ordentlich dazu gelernt.

Da pfeifen wir jetzt gern auf das Karriere-Sprungbrett und hoffen, dass Peter Marino noch lange unser Chef bleibt.

Übrigens: Die Noten in unserem Logo stammen aus Bachs Motette „Singet dem Herrn ein neues Lied“. Dies zu erkennen, ist nicht unbedingt Eingangsvoraussetzung für das Vokal-Ensemble. Wir freuen uns über jede und jeden, die/der Freude an der Musik, eine gute Stimme und ein paar Grundkenntnisse mitbringt.

Grußwort Traudl Bergau

Liebes Vokale-Ensemble Icking,

Im November 1992 erlebte ich den Abiturienten Philipp Amelung, wie er für die erkrankte Musiklehrerin einsprang und den Chor des Gymnasiums Icking dirigierte – und er dirigierte Lieder!!

Da merkte ich, dass Icking unbedingt einen Chor für weltliche Chormusik wie Opernchöre, Lieder etc. braucht und zwar mit Philipp Amelung als Dirigent.

Als ich ihn fragte, ob er der Leiter eines neues Chores werden wolle, den ich dann allerdings noch zusammenstellen müsste, war er ungläubig aber sofort begeistert, wollte aber trotzdem erst noch sein Abitur machen!!

Mein Zeitungsinserat brachte am 18.3.1993 ca 15 Interessierte in den Musikraum des Ickinger Gymnasiums. Philipp hatte den Dirigenten des Ickinger Orchesters als Vertreter geschickt. Ein Sänger gab sofort auf, das war ihm zu ernsthaft, er hoffte auf Gesänge mit einem Bier unter dem Stuhl.

Am Tag seines Deutsch-Abiturs übernahm dann Philipp das Chor-Dirigat und von da an ging’s bergauf. Weihnachtslieder in der Irschenhauser Kirche, ein Arien-und Opernchor-Konzert im Innenhof des Gymnasiums, eine sich daraus ergebende „Don Giovanni“-Aufführung, eine Carmina Burana …

Es ist nach wie vor eine so große Freude Euch, liebe Ensemble-Mitglieder und Peter Marino bei Euren Konzerten zuzuhören. Ich wünsche Euch und uns Zuhörern noch viele wunderschöne Konzerte.

Eure Traudl Bergau

Grußwort Philipp Amelung

Am 20. Oktober 2019 hatte ich zum letzten Mal die Gelegenheit, das Vokal-Ensemble Icking zu hören. In der katholischen Kirche Heilig Kreuz sangen sie die Petite messe solenelle von Gioacchino Rossini und ich war begeistert von der Homogenität des Klanges, der Energie des Vortrags und der stimmigen Interpretation des Werkes.

Ich bin Peter Marino für seine kompetente und liebevolle Arbeit mit dem von mir und Traudl Bergau 1993 gegründeten Chor sehr dankbar. Dieses Ensemble hat mich und meine Arbeitsweise nachhaltig geprägt, daher muss ich immer wieder an die schöne Zeit während und nach meinem Studium denken, in der ich so viel ausprobieren und dabei lernen durfte. Für einen Chor mit dieser Zusammensetzung ist eine stetige und nachhaltige Leitung sehr wichtig, daher freue ich mich unglaublich, dass es dem Chor nun möglich ist, das 30. Jubiläum unter der Leitung seines langjährigen Dirigenten zu feiern.

Nach der schwierigen Zeit während der Corona-Pandemie scheint mir das Vokal-Ensemble Icking mit einem attraktiven Programm motiviert und hoch aktiv in die Jubiläumssaison zu gehen. Ich wünsche dem Chor und seinen Mitgliedern einen wunderbaren Konzertabend mit vielen Zuhörern und hoffe, dass sich die Zukunft des inzwischen traditionsreichen Ensembles weiterhin so positiv gestaltet wie in den vergangenen Jahren.

Herzliche Grüße aus Tübingen,

Philipp Amelung

Grußwort Maria Benyumova

Liebe Sängerinnen und Sänger, liebes Publikum, liebe Freunde des Vokal-Ensembles Icking,

die Arbeit mit dem Vokal-Ensemble hat in meinem Herzen einen ganz besonderen Platz eingenommen. Noch als Studentin übernahm ich Eure Leitung und durfte meine ersten Oratorien mit Euch musizieren. Besonders gern erinnere ich mich neben all den anderen Projekten an unsere „Schöpfung“ von Haydn, an die „Johannespassion“ und das „Weihnachtsoratorium“ von Bach und den „Paulus“ von Mendelssohn.

Ich wünsche Euch für das Jubiläumskonzert ein herzliches Toi, toi, toi und viele weitere Jahre voller Inspiration, toller Stücke und ein treues Publikum!

Eure Maria

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